Es ist noch viel zu tun. Vor ein paar Tagen habe ich die Wasserpumpe eingbaut (Bild), die muss ich noch am Strom anschließen und prüfen ob die Schläuche und Anschlüsse Dicht sind. Kleiner Spoiler: sind sie nicht.
Am Nachmittag trifft Engin ein und übernimmt ein Teil der Arbeiten. Während ich mich mit der Wasserpumpe beschäftige, befestigt Engin den neuen Feuerlöscher an der Wand. Wir haben noch viel zu tun und ich erspare mir hier alle Details.
Zum Tagesabschluss gehen wir in Wilhelmshaven ans chinesische Buffet.
Ich habe gestern schon telefonisch bei der Schleuse Wilhelmshaven nach der Uhrzeit gefragt, wann wir zur See geschleust werden können. Das ist für Sportboote nicht immer möglich, wir können nur als "Beifang" mit der Berufsschifffahrt mit. Ein Schleusentor ist kaputt und außerdem ist ein Truppenversorger der Bundesmarine mit Teilen der Schleuse havariert. Die Schleuse ist bei der Havarie mit einem ansehnlichen 2. Platz herausgegangen. Ein Foto der Sicherheitsrelevanten Anlage kann ich hier nicht präsentieren...
In der Schleuse lernen wir Emma kennen. Emma ist Wattführerrin in Bensersiel und hat sich zusammen mit ihrem Freund eine kleine Segelyacht gekauft (über den Preis möchte ich hier nichts schreiben...). Nun erkunden sie auf ihrer 3. Ausfahrt die Jade uns sammeln die nötigen Erfahrungen für den großen Törn.
Um 08:05 Uhr entlässt die Schleuse Emma mit ihrem Freund und uns in die große weite Welt. Leider ist der Wind nicht mit sondern gegen uns, sodass wir die ersten Stunden motoren müssen. Wir könnten natürlich die Jade auch aufkreuzen, aber der Zeitplan ist eng gesteckt. Wir sind bei der Ausfahrt bereits 2:30 Std. nach Hochwasser an der Seeschleuse. Der Ebbstrom trögt uns auch sofort mit 7 kn in Richtung Nordsee. Beim Leuchtturm Alte Weser ist um 11:35 Niedrigwasser, sodass das dann auflaufende Wasser uns in Richtung Elbe und Cuxhaven schieben soll.
Wir kürzen durch die Mittelrinne ab und umfahren dabei auch den Leuchtturm Mellum Plate, der schon auf dem Trockenen steht. Von der Weser trennt uns nicht mehr viel und bei M4 gehen um 11.15 Uhr endlich die Segel hoch. Der Motor schweigt.
Die NoName nimmt schnell 6 kn Fahrt auf. Wir lassen die Leuchttürme Roter Sand und Alte Weser rechts liegen und steuern (fast) genau auf die Elbe 1 zu.
So gut es mit dem Segeln läuft, so viele Probleme bereiten mir die technischen Geräte. Unser AIS Signal kommt nicht an, zumindest liefern weder marinetraffic.com noch vesselfinder.com unsere Positionsdaten ins Internet.
Was ist da los? Zumindest marinetraffic zeigt an, dass wir am LNG-Terminal vorbeigefahren sind. Für vesselfinder sind wir noch in Wilhelmshaven in der Werft und haben es nicht einmal bis in die Schleuse geschafft?
Mein Freund Ralf macht sich Sorgen wegen unserem digitalen entschwinden und will schon die Seenotretter informieren. Kurz vor der Elbe kann ich zumindest per SMS Entwarnung geben und eine Schiffsmeldung absetzen.
Ab der Elbe 1 sind Wind und Strom mit uns und wir nehmen Fahrt auf. Wir erreichen 8.7 kn über Grund und haben fast das Gefühl, auf einem Schnellboot zu fahren.
Vergleicht man allerdings, wie selbst die Fahrwassertonnen durchs Wasser "fahren", wird schnell deutlich, wie hoch der Anteil der Gezeitenströmung an unserer Geschwindigkeit ist.
Bald kommt auch Cuxhaven in Sicht. Das erste, was von See kommend sichtbar wird ist allerdings nicht die Kugelbake (auf dem Bild), sondern der "Fernsehturm".
Von hier aus sind es nur noch wenige Kabel und wir können im Yachthafen von Cuxhaven festmachen. Gefühlt auf dem letzten freien Platz.
Zu unserer Begrüßung (und nur alleine aus dem Grunde) macht dann auch die Cap Sandiego an der Seebäderbrücke fest. Mit einer nicht geraden subtilen Lautsprecherdurchsage unterhält die Cap Sandiego den Yachthafen und schickt ihre Passagiere um 18:00 Uhr von Bord "kommen sie gut zurück nach Hamburg".
Um 20:00 Uhr legt die Cap Sandiego dann ohne Passagiere wieder ab, was ebenso mit Lautsprecherdurchsagen diesmal an die Decksbesatzung angekündigt wird.
Von Cuxhaven nach Brunsbüttel nutzt man am Besten die Gezeitenströmung aus. Die Flut schiebt hier zum Teil mit bis zu 3 kn aufwärts. Der Ebbstrom entsprechend zurück. Optimal wäre eine Abfahrt ca. 2-3 Stunden vor Hochwasser Cuxhaven, was heute um 06:35 Uhr ist. Um 04:00 Uhr möchten wir aber nicht aufstehen, geschweige denn ablegen...
Wir nutzen den Vormittag, um einige Sachen einzukaufen. Die Reffleine für die Genau ist zu dick, sodass diese auf der Trommel zu viel Platz braucht und blockiert. Der Hafenmeister gibt mir den Tipp, dass der Baumarkt im Prinzip alles hat und auch geöffnet hat. Der Segelausstatter öffnet leider erst ab 11:00 Uhr, was für die weitere Planung etwas zu spät ist.
Laut Hafenmeister ist der Baumarkt auch nur 20 Minuten zu Fuß entfernt. Das stimmt so leider nicht und so wird der Fußweg zum Baumarkt zu einem vormittagfüllenden Programm.
Um 13:30 Uhr geht es dann mit neuer Reffleine für die Genua los. Der Wind weht mit 15-20 kn aus NW, also geht es mit Rückenwind und ganzer Genua nach Brunsbüttel. Die noch mit ca. 1-2 kn gegenläufige Strömung sorgt anfangs noch für eine ruppige Welle, die der Chef selber steuert.
In Höhe von Altenbruch biegt die Elbe nach Osten ab und versteckt sich hinter dem Medemgrund. Bei Niedrigwasser schaffen es die Wellen nicht über den Sand und unsere Fahrt wird ruhiger. Der beste Steuermann an Bord der NoName übernimmt. Für Fotos haben wir leider keine Hände frei, sodass wir keine Bildbelege liefern können.
Der Strom kentert zwischenzeitlich, was zur Beruhigung der See beiträgt und uns eine Geschwindigkeit von 6-7 kn über Grund beschert. Später vor Brunsbüttel segeln wir konstant über 7 kn und erreichen den Wartebereich vor der Schleuse um 16:30 Uhr. Hier müssen wir warten, natürlich ohne Segel und unter Maschine. Weitere Yachten gesellen sich zu uns und über Funk hören wir die Anweiseungen von Kiel Kanal 1 für die Yachten, die zur Elbe geschleust werden. Wir brauchen auch nicht lange zu warten, um 17:15 Uhr dürfen wir in die alte Nord einfahren.
Hinter der Schleuse auf der Nordseite des Kanals befindet sich der Sportboothafen Brunsbüttel. Der ist pickepacke voll und wir müssen in ein Päckchen. Wir tuckern langsam in den Hafen und werden auch bald von einem resoluten Hafenmeister angeschrien. Er dirigiert uns zielgenau in den letzten Winkel des Hafens und wir können als 2. Boot neben einer Segelyacht aus Harlesiel festmachen. Die Lücke ist wie für uns gemacht und um 18:00 Uhr sind wir fest in Brunsbüttel.
Der Hafenmeister kassiert hier 8,- € für die Übernachtung uns 12,- € für die Kanalpassage morgen. Leider nur in bar, Kartenzahlung ist hier nicht möglich. Strom und Wasser gibt es nicht, wir haben aber in Cuxhaven schon den Tank befüllt.
Wir verzichten auf den sonst üblichen Anleger und gehen gleich ins Torhaus essen. Das haben wir uns verdient.
Von dort kann man die Großschifffahrt beim Ein- und Auslaufen in die "Große Nord" und "Große Süd" beobachten.
Daneben wirken die Masten im Sportboothafen einfach nur winzig...
Im NOK oder offiziel Kiel Kanal, ist das segeln verboten. Einige Boote sind schon früh aufgebrochen und haben uns schon geweckt. Wir schleichen über unseren Nachbarn an Land und frühstücke heute in der Bäckerei Heuer.
Bei einem übervollen Hafen sind die Sanitäranlagen das meist auch. Beim Bäcker hingegen sind wir fast die ersten Kunden, sodass wir hier nicht nur frühstücken.
Wir schleichen zurück an Bord und legen endlich um 07:30 Uhr ab. Beim Auslaufen sehen wir schon wieder einige freie Liegeplätze im Hafen und die Päckchen haben sich auch halbiert.
Im Kanal geht es immer geradeaus, sodass es zum Fahren heute keine Herausforderung geben sollte.
Die beiden besten Steuerleute an Bord der NoName meistern das sehr souverän.
Warum ändert der Motor plätzlich seine Drehzahl? Warum geht das Funkgerät aus? Warum haben wir in den letzten Tagen so unzuverlässig unser AIS-Signal ins Internet übermittelt? Was passsiert hier gerade?
Zu allererst: Das Boot schwimmt, der Motor (Diesel) läuft zuverlässig auch ohne allem anderen "neumodischen Schnickschnack" und im Zweifelsfalls kann er noch mit einer Handkurbel gestartet werden (Ja, das liegt am Alter, nicht meins, sonder das des Motors).
Vor unserer Abfahrt habe ich noch den Motor kontrolliert, Öl ist da, Keilriemen auch und Wasserkühlung läuft wie sie soll. Wir kommen also auf alle Fälle irgendwo hin.
Aber was passiert hier gerade?
Wir sind jetzt im Yachthaven von Rendsburg und auf der Webseite schreibe ich natürlich immer sehr retrospektiv. Der Fehler und die Ursache ist zwischenzeitlich (hoffentlich) gefunden, allerdings noch nicht behoben.
Ich beschreibe jetzt mal die Symptome der Reihe nach. Wer die Lösung kennt, kann einfach zum Ende dieses Abschnitts springen.
Schon seit Beginn unserer Reise haben wir Probleme, dass unser AIS Signal nicht im Internet ankommt oder zumindest nur für kurze Zeitabschnitte dargestellt wird. Das war zunächt einfach nicht schön, konnte ich mir aber nicht abschließend erklären.
Während der Motorfahrt im Kanal änderte der Motor ohne erkennbaren Grund hörbar seine Drehzahl. Er lief zwar grundsätzlich weiter, aber die Änderungen waren deutlich zu hören und machten sich auch (minimal) in der Geschwindigkeit bemerkbar. Leider habe ich keinen Drehzahlmesser, um das mit einem Messwert zu hinterlegen, aber die Änderungen waren deutlich hörbar.
Bald darauf fiel das Funkgerät aus. Es schaltete sich einfach ab und war nicht mehr zu starten. Ein defektes Funkgerät hätte die ausbleibenden AIS Positionen im Internet erklären können. Zuerst dachte ich also an ein kaputtes Funkgerät und habe mich auf einen Neukauf eingestellt. Meine Stimmung war umgekehrt proportional zu den erwarteten Anschaffungskosten. Zudem kam eine Verzweiflung hinzu, wo und wie ich schnell an ein Ersatz herankommen könnte.
Die beiden Symptome Motordrehzahl und Ausfall des Funkgerätes habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Zusammenhang gebracht. Im Kopf gingen die Pläne hin und her, wo und wie ich an ein neues Funkgerät komme? Bis Kiel durchfahren oder bis Rendsburg? Mit dem Zug nach Bremen zu SVB und Ersatz kaufen? In Kiel zum Bootsausrüster oder nach Hamburg? Würde sich ein Mietwagen/Carsharing lohnen? Ihr könnt euch vorstellen, dass Gedanken in den Momenten schneller sein können, als die Vernunft.
Es kam aber zumindest auch die Idee auf, dass es sich um ein Fehler in der Elektrik handeln könnte. Also habe ich auch die Sicherung ausgeschaltet und wieder eingegeschalte. Leider ließ sich das Funkgerät dadurch aber nicht zum Neustart überzeugen. Ein letzter Versuch ging ans Herzstück der Elektrik: der Batteriehauptschalter! Damit war der Motor plötzlich wieder arbeitswillig und hat seine Drehzahl durchaus konstant gehalten.
Beim Zuschalten der Batterie fiel allerdings der Tiefenmesser aus. Auf dem NOK sicherlich nicht dramatisch. Aber auch in der Geräteliste des Plotters hat sich der Tiefenmesser nicht mehr im Netzwerk gemeldet.
Watt?
Die Spur führte nun zwischenzeitlich in Richtung Elektrik und ich habe jetzt die Motordrehzahl und den Ausfall der Geräte in einen Zusammenhang gebracht! Durch das Abtrennen der Batteriebank hat die Lichtmaschine dem Motor keinen Widerstand mehr geleistet und die Drehzahl blieb konstant. Es könnte sein, dass die Batterien (nach 6 Monaten) ihren Geist aufgegeben haben bzw. einfach Tiefenentladen sind. Das Laden bedeutet für die Lichtmaschine immer, dass Kraft aufgewendet werden muss. Im Extremfall verringert das die Drehzahl des Motors.
Wir schalten alle Verbraucher außer den Plotter ab und das Rechnen beginnt. Die Batteriebank hat 400 Ah (nominal). 80% Wirkungsgrad bei LiFePO4 Batterien verbleiben 320 Ah. Die Summe aller Verbraucher liegt pessimistisch bei 15 A. Das sollte mindestens für 20 Stunden reichen. Wir haben in Cuxhaven um 13:30 Uhr abgelegt und waren gegen 18:00 Uhr in Brunsbüttel. Das waren 4:30 Stunden. Dort haben wir alle Verbraucher ausgeschaltet und erst zum Ablegen gegen 07:30 wieder eingeschaltet. Bis zum "großen Ausfall" waren das nochmal 4 - 5 Stunden. Zusammen also ca. 10 Stunden. Weit unter der errechneten Kapazität.
Normalerweise hätte die Batteriebank das aushalten müssen, mit dem Verbrauch ist das nicht erklärbar. Ich fühlte mich hier auf einem Holzweg. Allerdings sollen LiFePO4 Batterien nicht als Starterbatterien verwendet werden. Der kurzfristige Entladestrom soll 100 A nicht übersteigen. Bei 4 Batterien dürften das (nominal) 400 A sein. Der Starter frist ca. 1 kW, das sind bei 12 V ca. 80 A. Auch deutlich unter den errechneten 400 A. Wo ist der Fehler?
Nach mehrmaligem hin und her entschließen wir uns, heute nur bis Rendsburg zu fahren und die Batterien über Landstrom zu laden (bzw. es zu versuchen).
So sollte es geschehen und seit 16:00 Uhr sind wir nun hier fest im Yachthafen Rendsburg. Tatsächlich hat das Ladegerät nach wenigen Sekunden den Ladestrom auf 0 A reduziert. Die Batterien verweigern ihren Dienst, vermutlich sind sie tiefenentladen. Wo der Fehler genau liegt, kann ich aktuell nicht sagen. Vielleicht habe ich ein Denk- oder Rechenfehler. Aber ich tippe nun auf die Spitzenlast beim Motorstart (in Verbindung mit den übrigen Verbrauchern).
Eine naheliegende Lösung ist, einfach 4 neue Batterien zu kaufen und diesmal auf "altbewährte Technik" zurückzugreifen. Statt LiFePO4 Batterien sollen es morgen nun AGM oder Blei-Säure-Batterien oder SMF Batterien werden. Die letzte Entscheidung ist noch nicht getroffen. Zumindest scheint das Elektrik-Problem damit geklärt zu sein.
Und was ist mit aussetzer bei AIS-Signal im Internet? Auf der Suche nach den möglichen Ursachen musste ich die Stromaufanhme aller Geräte ermitteln. Die steht meist in den technischen Beschreibungen auf den Webseiten.
Auf der Suche nach der Stromaufnahme meines Antennensplitters stolpere ich in der technischen Beschreibung ganz am Ende über diesen Satz: "Hinweis: Die Weiche ist nicht für den Einsatz mit AIS-Sendern geeignet."
Warum steht dieser Satz nicht am Anfang der Beschreibung? Das erklärt natürlich, warum mein AIS Signal nicht im Internet ankommt. Mit dem Wissen hätte ich auch den Splitter nicht gekauft, sondern einen anderen ausgewählt...
Losgelöst von den Herausforderungen der Elektrik haben wir einen schönen Segeltag unter Motor. So Idyllisch wie hier ist es den ganzen Tag auf dem Kanal, dem man seine 400 Jahre nicht ansehen kann.
In den Weichen überholen wir auch mal ein Containerschiff, meist sind die aber schneller als wir.
Die Schwebefähre (die eigentlich keine Fähre ist) steht still. Eine schöne Attraktion, die ihren bestimmungsmäßigen Zweck aber derzeit nicht erfüllt. Wartungsarbeiten verhindern derzeit den Betrieb, sodass ich hier auch nur ein Standbild zeigen kann.
Wie oben schon erwähnt machen wir um 16:00 Uhr im Rendsburger Yachthafen fest. Bis Kiel hätten es vermutlich noch 4 Stunden länger gedauert. Das macht unter der Sonne und nur unter Motor nicht so viel Spaß.
Auch zum Kochen und vor allem zum anschließenden Abwasch fehlt uns heute (wieder) der Spaß, sodass wir kurzerhand zum Abendessen ins Hafenrestaurant Riverside verholen. Abendessen um 16:00 Uhr ist eher etwas, was man einem Altersheim zuschreiben würde.
Das ist natürlich nicht unser Fall, daher zieht es uns nach dem Essen noch mal in ein Restaurant mit Billardtischen. Das Spiel geht nicht "zu Null" aus, über alles andere werde ich schweigen. Als Betthupferl noch eine kleine Pommes, dann geht es zurück an Bord und in die Kojen.
Die letzten Tage waren gefühlt nervenaufreibend. Wir sind von Rendsburg nach Möltenort/Heikendorf in die Kieler Förde gefahren. Ich habe Ersatzteile besorgt und ein paar Sachen repariert. Gestern sind wir dann nach Bagenkop gesegelt und heute (20.08.) habe ich hier weiter gearbeitet und repariert. Da fehlte leider die Zeit für das Online Logbuch.
Gleich (ca. 12:00 Uhr) segeln wir rüber nach Æroskøbing. Das ist ein kurzer Törn und ich komme dort hoffentlich dazu, die letzten Tage nachzuliefern.
Nach langer Überlegung habe ich mich entschlossen, 4 neue AGM Batterien einzukaufen. Die Entscheidung ist mir alles andere als Leicht gefallen. Wir nehmen uns eine Handkarre aus dem Hafen und ziehen mit 4 Batterien los zu Kraft Autoteile. Der Großhändler hat alles und davon noch viel. Der Einbau und das Anschließen der neuen Batterien nimmt mehr Zeit in Anspruch, als mir lieb ist. Wir füllen anschließend noch unsere Vorräte auf und können endlich starten.
Der Yachthafen Rendsburg liegt eigentlich nicht im Kanal, sondern in der Eider. Die Eider wurde schon früh kanalisiert und diente der Schifffahrt zwischen Ost- und Nordsee. Wieder auf dem Kanal fahren wir an der Lürssen Werft vorbei, die gerade eine neue Superyacht zur Übergabe bereit macht. Auf dem Foto sieht man eine Art Panoramadeck, deren Fenster gerade zur Übergabe geputzt werden.
Sehr beeindruckend ist auch der Bau der neuen Brücke für die A7 über den Kanal. Ansonsten gibt es auf der restlichen Kanalstrecke nicht viel zu sehen. Viel Grün rechts und links. Die Neubaustrecke ist anscheinend fertig und wartet auf die Freigabe. Zumindest sind keine Baumaschinenen mehr vor Ort.
Gegen 17:30 Uhr erreichen wir Kiel und können direkt mit Vollgas als letztes Sportboot in die Schleuse einfahren. Um 18:00 Uhr sind wir wieder frei. Der restliche Weg führt uns einmal quer über die Förde nach Möltenort. Ein Hafen den ich kenne und mag. Beim Hafenmeister habe ich vorab den Zugangscode für die Waschräume erfragt, sodass wir alle Annehmlichkeiten genießen können.
Bevor es losgehen kann, muss ich noch einen neuen AIS Splitter kaufen. Für Sightseeing oder einen Besuch in Kiel bleibt leider keine Zeit. Da für Freitag schweres Wetter prognostiziert wird und wir also im Hafen bleiben müssen, möchten wir am Donnerstag in einer größeren Stadt festmachen.
Mein Weg führt mich mit dem Bus erstmal zu Yacht Busse. Der Einkauf dauert tatsächlich nur 15 Minuten, allerdings bin ich über 2 Stunden unterwegs. Der neue Splitter ist schnell montiert und das AIS Signal wird nun zuverlässig gesendet. Nach einem kleinen Mittagessen und letzten Vorbereitungen legen wir um 15:00 Uhr ab.
Die Vorhersage gibt uns einen Wind aus westlicher Richtung mit 4 Bft., später Nordrehend mit 5 Bft. Das können wir auf dem Wasser auch so messen, der Wind kommt mit 15 kn in Böen bis 19 kn. Wir kommen schnell voran und können unsere Errechnete Ankunftszeit um ca. 1 Stunde unterbieten.
Allerdings muss ich zwischendurch feststellen, dass sich die Unterwant auf der Steuerbordseite gelöst hat. Das ist nicht gut und das möchte man bei Wind und Welle auf keinen Fall sehen.
Meine Gedanken kreisen! Die Want ist nur auf der Lee Seite lose, die Luv Seite hält. Es ist auch nur die Unterwant, die Oberwant hält auf beiden Seiten, der Mast ist sicher. (Ralf hat mal einen Mast verloren, das Logbuch sollte man auf alle Fälle mal lesen: https://ralfuka.de/logbuch/logbuch-2028/29-1708-mast-und-schotbruch18)
Wir nehmen die Genua weg und öffnen das Groß, um die Wanten zu entlasten. Jetzt muss der Motor für Vortrieb sorgen. Ich klettere nach vorne und spanne die lose Want erstmal mit der Hand. Mehr geht in dieser Situation nicht und muss für die letzte Stunde bis Bagenkop reichen.
Bagenkop erreichen wir dann sicher gegen 20:00 Uhr. Der Hafen ist pickepacke voll und wir weichen ohne lange nach einem Liegeplatz zu suchen in den Fischereihafen aus. Bei viel Wind und mit etwas Hafenkino legen wir längsseits am Steg der Slipanalage an. Wir können uns am Steg so weit vortasten, dass wir hier auch Landstrom bekommen. Allerdings zeigt das Echolot vorne nur noch 1,50 m an. Am Bug ist das aber noch vertretbar.
Über Nach ist der Wasserstand um ca. 30-40 cm gestiegen. Die Kinder kommen nun leider nicht mehr trockenen Fußes auf ihr Spielboot, da der Steg nun auch etwas unter Wasser steht. Findige Eltern nehmen ihre Kinder Huckepack und tragen sie durch das Wasser.
Ich muss mich heute mit den Wanten befassen und spanne diese nach allen Regeln der Kunst nach. Der Mast steht nahezu gerade und hat eine leichte Biegung nach Achtern. So muss das. Engin mach eine Sightseeing Tour durch den Ort und bring ein paar schöne Bilder mit:
Viele Yachten haben bereits abgelegt.
Ein Blick in die wunderschöne Kirche. Das Bild vom Spendenschiff habe ich oben eingefügt.
Da hinten am linken Bildrand hinter dem Hügel liegt Heiligenhafen.
Um 15:00 Uhr legen wir ab, nicht ohne vorher noch ein Erinnerungsfoto zu machen. Der DMI gibt uns 5-10 m/s in der Vorhersage, das sind 4-5 Bft.
Heute möchte ich mal das 2. Reff testen. Das macht bei der Vorhersage keinen Sinn, aber testen möchte ich es dennoch. Den Unterliekstrecker binde ich in den Schothorn der 2. Reffreihe ein, das Tuch binde ich mit Reffbändsel weg und der Segelhals? Da schere ich einfach mal ein Gurtband ein, da ich gerade nichts anderes zur Hand habe. Hier fehlt also etwas.
Im Vorhafen setzen wir das Segel und machen natürlich nur eine sehr langsame Fahrt. Das 2. Reff muss beim nächsten mal anders eingebunden werden, das habe ich jetzt gelernt. Der Unterliekstrecker kann das Segel natürlich nicht auf dem Baum halten.
Wir reffen wieder aus und segeln bei sehr wechselhaften Winden Richtung Marstal. In der Rinne kommt uns eine Horde von Seglern entgegen, aber wir finden alle Platz. Vor der Hafeneinfahrt muss die Maschine helfen, da wir genau gegen den Wind fahren müssen. Dann können wir wieder segeln, zumindest auf die dänische Art und Weise. Wir kürzen etwas über die Flachs ab, vor Æroskøbing verlässt uns aber der Wind. Zeit für den 2. Test, diesmal muss der Pinnenpilot ran. Der verlangt sofort nach einer Kompasskalibrierung. Nach 2 Vollkreisen und 5 Minuten später arbeitet auch der zuverlässig.
Unter Motor geht es in den Hafen und nach 17 Hafenrunden haben wir unseren Liegeplatz gefunden. Ein freundlicher Däne verholt seine Yacht ein paar Meter und macht für uns Platz.
Wenn man in Æroskøbing festmacht, muss man natürlich in die Räucherei im Hafen, um sich mit frisch geräucherten Fischspezialitäten zu versorgen. Wir liegen der Räuchererei im Wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen (bzw. direkt vor der Eingangstür). Zu viel Räucherfisch kann man eigentlich gar nicht einkaufen. Mit prall gefüllter Tüte geht es zurück an Bord. Rein zurfällig haben wir in Bagenkop vor der Abfahrt noch Kartoffeln eingekauft, die jetzt zu Pellkartoffeln verarbeitet werden.
Wenn man in Æroskøbing festmacht, muss man natürlich in die Räucherei im Hafen, um sich mit frisch geräucherten Fischspezialitäten zu versorgen. Wir liegen der Räuchererei im Wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen (bzw. direkt vor der Eingangstür). Zu viel Räucherfisch kann man eigentlich gar nicht einkaufen. Mit prall gefüllter Tüte geht es zurück an Bord. Rein zurfällig haben wir in Bagenkop vor der Abfahrt noch Kartoffeln eingekauft, die jetzt zu Pellkartoffeln verarbeitet werden. Ein Festmal, welches kaum zu toppen ist.
Bevor wir Æroskøbing verlassen, zeige ich noch ein paar Fotos aus dieser wunvervollen Stadt. Leider habe ich es nicht geschafft, den gamle Kobmansgard zu besuchen. Wer es also mal nach Æroskøbing schafft, muss sich selber einen Eindruck von dem Spezialitätengeschäft machen. Es lohnt sich!
Wir starten in Æroskøbing und setzen unseren Kurs auf das Fahrwasser Højestene Løb ab. Der Eingang in das Fahrwasser wird durch eine grüne Tonne markiert, die wir als Navigationshilfe und Ansteuerung nutzen. Allerdings finden wir die Tonne nicht. Neben der Tonne wird es flach, sodass wir sie auf keinen Fall verfehleln dürfen. Trotz scharfer Wahrschau können wir die Tonne nicht finden.
Wir tasten uns langsam heran und orientieren uns an Karte, Plotter und Segler, die uns aus dem Fahrwasser entgegenkommen. Aber eine grüne Tonne können wir nicht ausmachen.
Erst aus der Nähe erkennen wir die Rost-Grüne Farbe der Tonne...
Für uns geht es danach weiter in den Svendborgsund. Ganz nach Svendborg schaffen wir es nicht, weil wir es auch gar nicht so sehr wollen. Der Hafen von Svendborg ist im Sommer tatsächlich überlaufen und man liegt in aller Regel im Päckchen. Entweder an 2. oder 3. Stelle ohne Strom oder an 1. Stelle mit viel "Laufkundschaft". Wir bleiben lieber in einem Vorort und bekommen dafür dieses Hafenpanorama:
Direkt am Steg empfängt uns der Is & Grill und wir belohnen uns zum Mittag mit einem Lakrids Is. Ein Muss, wenn man nach nach Dänemark fährt. (Ein Frisör ist übrigens kein Muss, wenn man nach Dänemarkt fährt.) Wir erledigen noch einen kleinen Einkauf, dann ist dieser Tag auch schon Geschichte.
Der Herbst schickt eine erste Grußkarte und kündigte sein baldiges Erscheinen an. Die Temperaturen sinken deutlich und "draußen" ist zu viel Wind für unser kleines Boot.
Ich brauch noch ein paar Sachen aus dem Baumarkt, um den Kühlschrank an Bord in Gang bringen zu können. Für die Fahrt zum Baumarkt und zurück brauche ich fast den gesamten Vormittag. Der eigentliche Einkauf dauert etwas, weil ich nicht sofort das gesuchte finde. Eine nette Verkäuferin hilft mir weiter. Zum Glücke habe ich ein Ansichtsexemplar mitgenommen. Oder wisst Ihr, was Kabelschuh auf dänisch heißt? (Googlen oder KI zählt jetzt nicht!) Die Reparatur ist dann tatsächlich in 5 Minuten erledigt.
Engin macht derweilen diese Fotos in Svendborg:
Gegen Mittag treffen wir uns im Yachthafen. Wir stellen fest, dass wir nicht alles falsch gemacht haben, als wir nicht hierher gesegelt sind. Der Hafen bietet keinen schönen Platz mehr für noch eine Yacht.
Wir ziehen weiter auf die Werftinsel im Hafen zu meinem persönlichen Highlight der Reise:
Bogholderiet - Ølbar på Værftet
Alleine 22 Biere am Hahn (12 auf dem Tresen und noch mal 10 an der Rückwand), ein ausgebildeter Bier-Sommelier und weitere unzählige Biere der lokalen (kleinen) Brauereien und Internationalen Spezialitäten. Das aktuelle "Bier-Menü" findet Ihr hier: https://bogholderiet.bar/ol-menu/
Trotz aller Bemühungen schaffen wir es nicht, alle Biere zu testen...
Der Rückweg führt uns noch in den nahegelegenen Føtex für ein paar kleinere Einkäufe. Danach geht es mit dem Bus zurück an Bord.
Wer den Leuchtturm kennt (und ggf. schon mal mit einer 96 "verziert" hat), weiß wo wir gelandet sind
Aber der Reihe nach. Wir haben einen fixen Termin, am Mittwoch müssen wir in Kiel anlegen. Also fangen wir an, die Windprognose "Rückwärts" zu betrachten. Von wo aus können wir am Mittwoh Kiel erreichen? Wie kommen wir dort hin? Was könnnen wir uns unterwegs noch anschauen?
Ursprünglich wollten wir durch den Svendborgsund über Rudkøbing wieder nach Marstal (oder Bagenkop) und dann nach Kiel rüber. Die Vorhersage gibt uns nun aber einen Wind aus Südwest. Damit ist am Mittwoch die Fahrt von Marstal (oder Bagenkop) nach Kiel unmöglich geworden. Wir entscheiden uns für einen Weg über Mommark (auf Als), Maasholm, Eckernförde nach Kiel.
Wir warten noch einen Winddreher auf Nord und um 09:50 Uhr legen wir ab. Vor dem Hafen setzen wir Groß und Genua und können in westliche Richtung aus den Svendborgsund segeln. Wir können dabei sogar etwas Höhe kneifen, um nördlich an Skarø vorbeizukommen. Das verlangt den Steuermann viel ab, da wir uns ständig an die Windkante herantasten müssen. Dass der Wind dabei unstetig und böig einfällt, macht die Sache dabei nicht einfacher.
Wir kommen (fast) ohen Wende aus und werden alsbald von einem Regattafeld eingeholt. Wir biegen in Richtung Süden ab, um zwischen Drejø und Korshavn durch das Fahrwasser zu kommen. Da spielen die kleinen Renner natürlich ihre ganze Fähigkeit aus. Einer nach dem anderen überholt uns mit gestezten Leichtwindsegeln. Da haben wir natürlich keine Chance und lassen die Bande ziehen.
Von Korshavn setzen wir den Kurs in Richtung kleiner Belt ab. Wir brauchen eigentlich nur noch um Skjoldnaes auf Æro herum (bzw. vorbei) uns können dann den Kurs auf Mommark absetzen. Der Wind briest hier bereits auf und fahren immernoch am Wind. Wir machen dabei aber gute Geschwindigkeit. Ich will nun nicht meckern, aber vorrausgesagt war etwas anderes: der Wind sollte auf Nord drehen. Tut er aber nicht! Die Welle nimmt im kleinen Belt auch zu, womit aber zu rechnen war.
Wir sind an Skjoldnaes gerade vorbei, da ziehen nördlich schwere dunkle Wolken auf aus denen auch schon gehörig Regen über Lyø niedergeht. Der Wind möchte nun auch noch etwas schneller wehen.
Wir gehen schnell ins 2. Reff, rollen die Genua klein und springen in die Schwerwetterklamotte.
In der Hecktik bemerken wir nicht, dass Neptun auch an Bord krabbelt und sich ein Opfer sucht. Der Auswerwählte kann aber Paroli bieten und so muss Neptun unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Wir schaffen aber leider nicht mehr die Höhe nach Mommark zu laufen. Wir suchen unser Heil lieber in der Flucht und entscheiden uns für einen Kurs zum Eingang der Kieler Förde. Von dort können wir unter Land in Richtung Sonderburg ablaufen oder in die Geltinger Bucht flüchten. Wenn beides nicht klappt, ist Maasholm unsere letzte Alternative.
Nachdem Neptun unverrichteter Dinge weiterziehen musste, verlässt uns auch langsam der Wind und die See wird deutlich ruhiger. Wie entscheiden uns nun voller Tatendrang für Maasholm.
Allerdings ohne die Vorahnung, dass dieser Kurs sich weiter zieht und zieht und zieht. Wir geigen vor dem Wind, der zuviel für Motor und zu wenig für Segel ist. Aber wir halten nun durch und versuchen das Beste daraus zu machen.
Um 17:00 Uhr erreichen wir Schleimünde. Wir versuchen zwar, die Schlei bis Maasholm noch unter Segel zu erreichen, aber das schaffen wir leider nicht. Wir schalten zur Sicherheit frühzeitig den Motor dazu, um nicht so wie der Segler auf dem Bild links zu enden.
Die Schleimündung ist mit den Strömungen insbesondere zwischen den Molen nicht zu unterschätzen und das Fahrwasser ist nicht genau markiert. Schnell ist man im Flach und steckt im Schiet fest. Dem Segler konnte aber geholfen werden, schnell war eine kleine Motorbratze zu Stelle und hat ihn freigeschleppt.
Wir fahren weiter und sind schließlich gegen 17:50 Uhr fest in Maasholm. Schnell noch das Hafengeld bezahlt und auf dem Rückweg bleiben wir irgendwie an der Tonne 15 hängen. Schnitzel, Pommes, frisch gezapftes und Schokokuchen bilden einen tollen Tagesabschluss.
Es ist Waschtag, aber an Bord ist kein Waschmittel? Kein Problem, in Kappeln haben die Geschäfte dank der "Bäderregelung" auch Sonntags geöffnet. Maasholm hat diesbezüglich leider nichts mehr zu bieten. Der Ort besteht im Prinzip nur noch aus Touristen die auf dem Campingplatz, in Ferienwohungen oder wie wir im Yachthafen übernachten. Dennoch gibt es einge schöne Impressionen:
Wir legen gegen 11:00 Uhr ab. Auf der Schlei kommt uns der Wind mit 15 kn entgegen. Auch der Strom ist gegen uns. Gegen 12:00 Uhr legen wir mit viel Strömung von der Seite im Gästehafen der Stadt Kappeln im 2. Versuch an. Nette Österreicher nehmen uns die Leinen an. Der Strom versetzt heute arg zur Seite und wir sehen später noch andere Yachten, die mehr als einen Anlauf brauchen. Hier ist das Anlegen nichts für Anfänger, auch wenn die touristischen Stegsegler das anders kommentieren. Eine Yacht steht quer in der Box und wir greifen hilfreich zu. Der Kommentar der Eignerin (oder Co-Eignerin): "Heute ist ja keine Strömung, das ist ja leicht." Dass die Ströumung heute auslaufend ist, hat sie (und der Bootsführer) nicht gesehen...
Das Waschmittel ist schnell gekauft und die passende Maschine kommt für 2,- € ihrer Aufgabenbeschreibung nach. Später schluckt der Trockner auch noch mal 2,- € und die nächsten Tage sind gerettet. Auf der Schlei beobachten wir stündlich das "Seglerbalett", während die Boote auf die Brückenöffnung warten:
Den Abend beenden wir in Rhodos, bzw. im gleichnamigen Lokal in der Fußgängerzone von Kappeln. Ich glaube, dass ich dort schon bei jeder Übernachtung in Kappeln gegessen habe...
und zwar schneller als geplant. Während wir uns noch Gedanken machen, ob wir einen Abstecher nach Eckernförde schaffen, schaue ich mir schon die Prognosen für nächste Woche an.
Eigentlich wollte Engin am Donnerstag von Kiel aus nach Hause fahren und evtl. wollte "Claus" einige Tage später an Bord kommen. Mit Stand 25.08. wird aber viel und zu viel Wind insbesondere für die Nordseeküste vorhergesagt. Bei den Langzeitvorhersagen kann sich das zwar immer noch ändern, aber mehrere Modelle sind sich im Trend einig: es gibt viel Wind. Das stellt mich auf den letzten Segeltagen dann vor die Herausvorderung, von Cuxhaven zurück nach Wilhelmshaven zu kommen. Diese Woche gibt es noch ein paar Windfenster, die ich gut nutzen kann. Aus reiner Vorsicht entscheide ich mich also dazu, heute nach Kiel und morgen bis nach Cuxhaven zu fahren. Der Wind steht günstig (nach Kiel)
Wir legen also um 09:00 Uhr ab und motoren erstmal bis zur Schleimünde. Zwischendurch repariere ich mal wieder den Plotter. Warum der zwischenzeitlich immer aussteigt, ist mir ein Rätsel. Von Schleimünde nach Kiel kann man problemlos auf Sicht fahren.
Am Gegenüberliegenden Schleiufer ist ein neuer Yachthafen entstanden, den ich weder in der Karte noch im Hafenhandbuch finde. Auf Google Maps sieht man die Anlage aber schon im Satelliten-Bild:
Wir passieren unter Motor noch den Leuchtturm von Schleimünde und setzen draußen nur die Genua. Es geht zunächst parallel zur Küste gen Süden und bei Halbwind ohne Welle schaffen wir so ca. 5 kn über Grund. Nach einiger Zeit kommt von hinten ein Verfolgerfeld auf. Die Regatta ist eröffnet. Wir setzen noch das Groß dazu und schon klettert auch unsere Geschwindigkeit auf fast 6 kn. Mehr geht erstmal nicht. Über die Eckernförde nehmen Wind und Welle zu, wir können so in der Spitze vereinzelt über 7 kn laufen. Dennoch macht sich Erleichterung breit, als wir in die Eckernförde gelangen. Hinter dem Schwedeneck laufen sich Wind und Welle aus und die Fahrt wird bedeutend ruhiger.
Es ist viel Verkehr und wir nehmen in Höhe Laboe die Genua weg, um bessere Sicht nach vorne zu haben. Ein U-Boot verlässt derweilen die Förde, zum Tauchen ist es hier wohl zu flach.
Vor Friedrichsort schalten wir auf Kiel-Kanal 4 und hören, dass eine Sportbootschleusung vorbereitet wird. Die Boote liegen wohl schon länger in Warteposition. Über Funk wir die Schleusung für die Südkammer angekündigt.
Ich frage über Funk nach und jawoll, das sollte noch klappen.
Damit ist klar, dass wir heute nicht nur bis Kiel, sondern tatsächlich schon bis Rendsburg fahren werden. Wir können direkt in die Schleue einfahren und unter genauer Kontrolle durch Ralf über die Webcam der Schleuse legen wir Süd-Süd als 2. Yacht an. Ralf hat einen Screenshots in seinem Logbuch. Leider ist da nur unsere Mastspitze zu sehen. Zur Entschädigung gibt es ein paar Bilder aus der Schleuse:
Der restliche Weg nach Rendsburg bietet nicht mehr viel, worüber es sich zu berichten lohnt. An der Hochbrücke wird weiter gearbeitet und in der Lürssen Wert liegt nocht der Neubau. Diesmal allerdings mit aktiven AIS und so erfahren wir, dass es sich um die Norn handelt: 89 m lang, 15 m breit. Für uns geht es nur noch rein nach Rendsburg und um 18:45 Uhr sind wir dort wieder fest.
Der Tag beginnt heute sehr früh. Wir holen frische Brötchen und ein Brot vom nächsten Bäcker, dann legen wir um 08:00 Uhr auch schon ab. Es geht vorbei an der verlassenen ehemligen Noriskrug Werft. Dort steht immer noch eine Yacht aber gearbeitet wird hier nur noch am Abbau der verschiedenen Anlagen.
Wir möchten gegen 17:00 Uhr in Brunsbüttel sein, dann ist dort Hochwasser. Das bedeutet, dass wir mit einem guten Gezeitenstrom in Richtung Cuxhaven kommen. Wir koppeln eine Ankunftszeit von ca. 16:00 Uhr, dann bleibt genügend Zeit für die Schleusung. Eigentlich sind wir etwas vor unserer Zeit. Also machen wir einen kurzen Stop an der Gieslausschleuse für eine kurze Entsorgung. Weiter geht es und nun koppeln wir 16:30 Uhr bis zur Schleuse...
Wir schaffen nicht genau die gekoppelte Zeit sondern sind etwas früher vor der Schleuse Brunsbüttel. Zwischendurch begegnet uns ein Spezialtransporter und über die Hochbrücke von Hochdonn rattert noch ein Regionalexpress. ansonsten gibt es auf der Fahrt nichts zu sehen außer Bäume rechts und links.
Vor der Schleuse Brunsbüttel müssen wir etwas warten und dürfen um 16:30 Uhr einfahren. Es geht nur wenige Meter nach oben und um 16:50 Uhr werden wir mit einer ganzen Meute von Seglern wieder entlassen. Der Strom soll vor Brunsbüttel erst um 18 Uhr Kentern, so dass wir vor der optimalen Zeit sind. Der Wind schwächelt etwas und wir müssen dänisch Segeln. Natürlich setzen wir den Motor Kegel, bei den anderen habe ich so meine Zweifel… (auf dem Bild versteckt er sich gerade hinter dem Mast).
Wir versuchen der noch auflaufenden Gezeit bestmöglich auszuweichen und bleiben solange wie möglich in der etwas flachrern Reede. Vor Otterndorf kentert der Strom endgültig und wir wechseln auf die jetzt schnellere grüne Seite. Wir nehmen schnell an Fahrt auf undd können 7-8 kn über Grund ablesen. Allerdings macht uns vor den Cuxhavener Häfen die Berufsschifffahrt das Leben schwer. Es steht eine Welle, die ihresgleichen sucht.
Nachdem wir ordentlich durchgeschüttelt wurden, können wir um 20 Uhr in Cuxhaven festmachen. Den Anleger trinken wir heute auf der Wiese vor dem Hafenmeister und genießen das Panorama.
Wir haben zwar noch Vorräte an Bord, aber zum Kochen haben wir heute einfach keine Lust mehr. Außerdem ist das neue Restaurant “Lieblingsplatz” viel näher als das Boot und die Aussicht von der Dachterrasse ist viel schöner als im eigenen Salon.
Ich habe mir alle möglichen Windvorhersagen angesehen, an welchen Tagen der Schlag nach Wilhelmshaven möglich ist. Da spielt natürlich auch die eigene Erfahrung mit den verschiedenen Vorhersagemodellen eine Rolle.
Ich nutze dafür gerne die App oder die Webseite "Windy", da man hier zwischen den verschiedenen Modellen wechseln kann. Aus meiner Erfahrung ist das Modell des ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) am häufigsten zutreffend. Meist vergleiche ich das noch mit den beiden Modelle des DWD (ICON und ICON 2). Worauf ich persönlich gar nichts gebe, ist das Globale Modell GSF, was z. B. bei Windfinder genutzt wird. Das Modell ist insbesondere für die Deutsche Bucht und für die Ostsee absolut unzuverlässig. Selbst die dargestellt "Messwerte" sind manchmal falsch. Messwerte der Wetterstationen holt man sich besser von den jeweiligen amtlichen Wetterdiensten (DWD oder DMI in Dänemark).
Nach diesem kurzen Ausflug zurück zur Törnplanung. Nach allen Unwägbarkeiten der Vorhersagen scheint tatsächlich morgen der beste Tag für die Überfahrt zu sein.
Engin kann morgen leider nicht mehr mitsegeln und verlässt mich daher nun in Cuxhaven. Zugreisen haben allerdings auch ihre Tücken. Vor der Abfahrt bekommen wir nur durch Zufall mit, dass die Bahnstrecke zwischen Bremerhaven und Bremen gesperrt ist. Mit Planänderungen kennen wir uns mitlerweile aber aus... Es gibt noch eine Verbindung über Harburg und Uelzen. Der Zug fährt allerdings früher als die direkte Verbindung über Bremen. Der Bus zum Bahnhof ist aber gerade weg. Also schnell das Gepäck in eine Transportkarre geworfen und schnellen Schrittes zum Bahnhof. Etwas gehetzt aber rechtzeitig erreicht Engin seinen Zug. Für ihn endet damit das Segelabenteuer in der dänischen Südsee und es beginnt das Abenteuer Zugfahrt. Das gehört aber nicht in mein Logbuch.
Ich nutze den restelichen Tag zur Regenaration und schlafe mich aus. Die Nächte im Yachthafen von Cuxhaven können sehr unruhig sein, wenn man einen Platz am Stegende nahe der Einfahrt hat. Hier kommt doch häufiger die Welle der Großschifffahrt um die Ecke. Nicht schön...
Ich habe mich am Vortag noch mit einige Stegnachbarn unterhalten. Wir haben heute alle fast das gleiche Ziel. Einige möchten nach Bremerhaven, andere nach Hooksiel, ich will nach Wilhelmshaven. Wir haben alle unabhängig voneinander die optimale Abfahrt für 06:00 Uhr errechnet. Das bedeutet ein frühes Aufstehen. Das ist normalerweise nicht so mein Ding. Warum sollte ich also im Urlaub davon abweichen? Ich schlafe also etwas länger, bereite etwas Proviant für unterwegs vor und verhole noch zur Tankstelle. Mit vollem Tank geht es dann um 07:00 Uhr auf die Elbe.
Der Wind kommt anfangs etwas zu schwach daher, daher muss ich auch heute wieder dänisch segeln. Damit habe ich tatsächlich auch gerechnet. Ich versuche zunächst mein Glück auf der roten Seite und möchte mit Hilfe des Autopiloten fahren. Das gibt mir Gelegenheit für ein ruhiges Frühstück. Der Autopilot denkt aber nicht daran, mich nach Wilhelmshaven zu bringen. Er möchte lieber hier bleiben, legt das Ruder hart Backbord und beginnt im Kreis zu fahren. Zwei Mal spielt er dieses Spiel mit mir. Frustriert übernehme ich das Ruder wieder per Hand.
Mit einer Hand am Ruder kann man auch Kaffee trinken und in das Brot beißen. Ich wechsel auf die grüne Seite und lasse mit von der Ebbe mit über 7 kn in Richtung Elbe 1 tragen
Kurz vor der Elbe 1 setze ich einen neuen Kurs auf die Neue Weser 9/Mittelrinne 2 ab. Der Wind kommt nun günstig und stetig, sodass ich hier tatsächlich ins Segeln komme. Mit gehörigem Abstand zum Fahrwasser der Elbe muss ich aber erstmal beidrehen und beiliegen, um eine kurze Pause unter Deck machen zu können. Die Pinne binde ich kurzhand an die Reeling und kann so in Ruhe kurz unter Deck. Nach der Erledigung nehme ich wieder Fahrt auf und genieße...
Bei der Tonne Mittelrinne 2a muss nach SSO abbiegen und habe den Wind genau auf der Nase. Hier wiederholt sich das Spiel des Beiliegen. Hier muss ich sowieso die Genua wegrollen. Mit Maschine soll es nun durch die Mittelrinne gehen. Aber das Groß schlägt im Wind so heftig, dass ich auch das wegnehmen muss.
Kurz vor der Elbe 1 setze ich einen neuen Kurs auf die Neue Weser 9/Mittelrinne 2 ab. Der Wind kommt nun günstig und stetig, sodass ich hier tatsächlich ins Segeln komme. Mit gehörigem Abstand zum Fahrwasser der Elbe muss ich aber erstmal beidrehen und beiliegen, um eine kurze Pause unter Deck machen zu können. Die Pinne binde ich kurzhand an die Reeling und kann so in Ruhe kurz unter Deck. Nach der Erledigung nehme ich wieder Fahrt auf und genieße...
Bei der Tonne Mittelrinne 2a muss nach SSO abbiegen und habe den Wind genau auf der Nase. Hier wiederholt sich das Spiel des Beiliegen. Hier muss ich sowieso die Genua wegrollen. Mit Maschine soll es nun durch die Mittelrinne gehen. Aber das Groß schlägt im Wind so heftig, dass ich auch das wegnehmen muss.
Mit dem Umrunden des Lt. Mellumplate schließt sich für mich gedanklich der Kreis. Warum gerade hier? Keine Ahnung. Gefühlt bin ich ab hier wieder "zu Hause" bzw. im Heimatrevier.
Der Wind kommt weiterhin von vorne und da wir einlaufendes Wasser haben, steht Strom gegen Wind. Es ist eine unruhige Fahrt, die Welle nimmt erst in Höhe des Containerterminals ab.
Über Funk kann ich mit der Seeschleuse eine Schleusung um 16:00 Uhr vereinbaren. Die IRIS I hat sich angemeldet, da darf ich dann mit. Über Funk meldet sich ein weiteres Sportboot an, auch die dürfen mit. Auch eine Fregatte der Bundesmarine meldet sich, brauchen aber nur Platz im Vorhafen zum Drehen.
Um 16:15 Uhr darf ich dann hinter der IRIS I in den Vorhafen einlaufen und werde von der Groch Fock begrüßt. Hafenkino vom Feinsten.
Hinter mir wird die Fregatte mit Schlepperhilfe gedreht.
Vor mir läuft die IRIS I derweilen aus dem Ruder...
und rammt die Schleusenmauer!
Über Funk hört man viel, was ich hier nicht alles zitieren möchte. Nur so viel: bei der IRIS I ist die Maschine ausgefallen und war damit manövrierunfähig. Der Anker wurde geworfen, hat aber nichts mehr gebracht.
Die IRIS I bleibt 2. Sieger, die Blessuren am Bug sind deutlich zu sehen.
Auf kurze Nachfrage über Funk beim (nun deutlich hörbar) genervten Schleusenmeister dürfen wir Sportboote an der IRIS I vorbei in die Schleuse einlaufen und außen ganz vorne festmachen.
Ich habe etwas Sorge, dass die IRIS I hinter uns einläuft und ein zweites Mal aus dem Ruder laufen könnte. Ich fahre daher lieber am anderen Sportboot vorbei und mache so weit vorne wie möglich fest.
Um 17:00 Uhr öffnet sich das Schleusentor und entlässt mich in den Hafen. 15 Minuten später mache ich am Heimatsteg fest und die Reise ist endgültig zu Ende.
Zwischenzeitlich hat auch der NDR über die Havarie berichtet: